AUG
2022
Naturpool und Schwimmteich – Urlaubsfeeling im eigenen Garten
Eppingen, 16.08.2022
Jochen Hecker, Gärtnermeister bei Biegert GmbH aus Leingarten, informierte die Besucher am Treffpunkt Grün auf der Gartenschau Eppingen darüber, wie Schwimmteiche und Naturpools gebaut werden und was sie genau unterscheidet.
Naturpools und Schwimmteiche können als biologische Gewässer definiert werden, die ohne Chlorzugabe oder Salzelektrolyse funktionieren. Sie werden rein biologisch gereinigt, zum Teil auch mechanisch und lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen.
Generell ist zu beachten, dass es komplexere Bauten sind und eine Prüfung durch das Bauamt erforderlich ist.
In der Regel sind Becken bis zu 100 m³ genehmigungsfrei, eine Anmeldung beim Amt muss aber trotzdem erfolgen und die im Bundesland geltenden Regelungen, beispielsweise zum Abstand zur Grundstücksgrenze oder die kindergerechte Sicherung, beachtet werden. Solche Punkte sollten immer vorher geklärt werden, damit die Planung mit Rechtssicherheit fortschreiten kann.
Die Kategorien werden wie folgt unterschieden:
Typ 1 ist ein reines Stillgewässer ohne jegliche Technik, das nur über die Reinigungskraft der Wasserpflanzen und Mikroorganismen gereinigt wird. Hier ist die Fläche in 50% Schwimmbereich und 50% Pflanzbereich aufgeteilt, bei den Wasserpflanzen wird auch noch zwischen den Unterwasserpflanzen und den Uferpflanzen unterschieden.
Typ 2 ist ein Schwimmteich mit der gleichen Aufteilung des Schwimm- und Pflanzbereichs, dazu bekommt es aber noch technische Unterstützung durch eine Pumpe und einem Skimmer, der für die Oberflächenreinigung des Wassers zuständig ist. Diese sind nicht im Dauerbetrieb, sondern laufen nur in Intervallen.
Typ 3 stockt die technische Unterstützung weiter auf: zur Pumpe und zum Skimmer kommt ein ständig beströmter Filter dazu. Dieser Filterbereich ist in der Regel in einem getrennten Becken verlagert und mit verschiedenen Gesteins- und Kiesmischungen gefüllt. Das Wasser durchströmt die Gesteinsschichten und wird dadurch gereinigt. An den Steinen bildet sich ein natürlicher Biofilm, der dem Wasser die Nährstoffe entzieht. Dadurch bleibt das Wasser im Schwimmbecken frei von Algen, die nicht mehr genug Nahrung finden. Auf diese Weise wird die Reinigungsleistung der Pflanzen so sehr unterstützt, dass der Pflanzbereich auf bis zu 30% reduziert werden kann.
Typ 4 gehört nun zu den Naturpools, die optisch kaum von einem klassischen Chlorpool zu unterscheiden sind. Er kommt ganz ohne Pflanzen aus, das Wasser wird nur durch den vorher beschriebenen Filter gereinigt. Die Technik wird in der Regel versteckt verbaut, unter einer Kiesschicht oder einem Holzdeck beispielsweise. Hier können noch alle weiteren technischen Ausbauten dazukommen, die von klassischen Pools bekannt sind: Beleuchtung, Gegenstromanlage, Rollladen, … Es kann ein GFK- oder PP-Kunststoffbecken verbaut werden oder wie bei den Schwimmteichen mit Teichfolie gearbeitet werden. Eine andere Alternative ist im Gegensatz zu Chlorpools hier der Einsatz von Materialien möglich, die sonst von der Chemie angegriffen würden, wie Naturstein oder Holz. Beim Naturstein muss nur darauf geachtet werden, dass er nicht zu viel Phosphat enthält, da es sonst ins Wasser gelangen könnte und das Algenwachstum fördern würde.
Typ 5 unterscheidet sich vom vorigen Naturpool nur insofern, dass der Filter nicht mineralisch sondern wie beim Koiteich mit Filtermedien aus Kunststoff gefüllt ist, die die gleiche Funktion optimiert erfüllen.
Pflege:
Bei Typ 1-3 werden Wasserläufer, Frösche und andere Kleinstlebewesen immer eine Begleiterscheinung sein. Die auf Wasserreinigung nur durch die Pflanzen angewiesenen Teiche können im Frühjahr eintrüben, wenn es frühzeitig sehr warm wird, die Pflanzen aber noch nicht im Wachstum so weit sind und ihre Rolle noch nicht erfüllen können.
Diese Teichtypen sind in der Pflege auch etwas aufwendiger – Unterwasserpflanzen müssen halbiert und abgeerntet werden, wenn sie zu hoch werden, Pflanzflächen händisch gereinigt werden. Auf den Boden gesunkenen Blütenstaub und Staub sollte entfernt werden, da er sehr nährstoffhaltig ist und den Algenwachstum fördert. Der Skimmer muss regelmäßig geleert werden, Laub mit dem Kescher von der Oberfläche entfernt werden, bevor er zu Boden sinkt…
Ein Reinigungsroboter kann schon bei Schwimmteichen eingesetzt werden, um den Boden und möglicherweise auch die Wände zu reinigen. Wo das nicht möglich ist, muss ganz altmodisch geschrubbt werden.
Bei den Naturpools (Typ 4/5) läuft vieles automatisch, nur die Ecken müssen noch von Hand gesäubert werden und das Laub mal mit dem Kescher aufgefangen werden. Der Wasserstand muss kontrolliert und bei Bedarf nachgefüllt werden, damit die Pumpe und die Pflanzen genug Wasser haben. Der Pumpenfilter sollte ebenfalls regelmäßig kontrolliert werden. Die Filteranlage muss in regelmäßigem Abstand durchgespült werden, wenn der Biofilm keine weiteren Nährstoffe aufnehmen kann. Das sollte aber am besten von Profis durchgeführt werden, damit die Biofilme nicht versehentlich im Schwimmwasser landen und alles wieder neu gereinigt werden muss.
Bei allen Teichtypen muss darauf geachtet werden, dass kein Wassereintrag von außen stattfinden kann, da er unerwünschte Partikel mit sich bringt. Regentonnenwasser ist aus dem gleichen Grund nicht zum Nachfüllen des Wasserstandes geeignet, da die Wasserqualität nicht garantiert werden kann. Leitungswasser ohne Wasserenthärtung ist dafür die beste Lösung.
Der Wasserverlust durch Verdunstung kann durch einen Rollladen verhindert werden – pro Tag kann ein offenes Becken im Sommer 1cm Wasser verlieren, da zahlt es sich mit der Zeit aus. Der Rollladen ist zudem auch hilfreich, um die Wassertemperatur zu halten.
Ein deutlicher Vorteil der Schwimmteiche und Naturpools ist natürlich, dass sie ganz ohne Chemie auskommen. Das sorgt für ein angenehmeres Badeerlebnis. Es muss jeder für sich entscheiden, wie viel Flora und Fauna er um sich haben möchte und den entsprechenden Teich- oder Pooltyp wählen.
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