JUL
2022
Der insektenfreundliche Garten
Eppingen, 12.07.2022
Volker Kugel, Direktor des Blühenden Barocks in Ludwigsburg, informierte zum Thema insektenfreundliche Gärten. Wie man sie schützen und bei der Nahrungssuche und Überwinterung unterstützen kann, ist mit den folgenden Tipps ganz einfach.
Nützlinge schützen
Die Zeiten des chemischen Pflanzenschutzes im Hausgarten sind vorbei. Gegen Schädlinge helfen mittlerweile andere Mittel, wie zum Beispiel Kaliseife (kein Spülmittel!) gegen Blattläuse, Spinnmilben oder weiße Fliegen. Den Einsatz von Nützlingen empfiehlt Kugel als das Mittel der Wahl. So helfen spezielle Nematoden gegen die gefräßigen Larven des Dickmaulrüsslers. Für nützliche Räuber wie Marienkäfer, Flor- und Schwebfliegen, sollte immer genügend Nahrung im Garten verbleiben. „Wir sind hier deshalb auch nicht auf einem Vernichtungsfeldzug, bei dem auch noch der letzte Schädling erfasst wird, sondern hinterlassen immer noch ausreichend viele Exemplare für unsere Nützlinge im Garten, sonst habe diese ja keine Nahrungsgrundlage mehr“, erklärt Kugel schlüssig.
Ein weiteres hilfreiches Mittel gegen Schädlinge ist die Pflanzenstärkung. Hier wirken Hausmittel wie die Ackerschachtelhalm- oder Brennnesselbrühe, die die Pflanzen düngen und stärken. Wird sie verdünnt auf die Blätter gespritzt bildet sie eine Schutzschickt, die sie beispielsweise vor schädlichen Pilzsporen schützt. Allerdings heben UV-Licht und Regenwasser diese Wirkung nach einer Weile auf, sodass die Behandlung nach zwei Wochen wiederholt werden muss.
Auf Herbizide sollte lieber verzichtet werden. Beim Unkraut hilft immer noch bücken und rausziehen am effektivsten!
Nahrungsquellen
Als Nahrungsquellen dienen insektenfreundliche Pflanzen. Sommerflor, Staudenpflanzungen und blühende Gehölze bieten sich hier an. Nicht jede einzelne Pflanze muss den Insekten Nahrung bieten können – eine gesunde Mischung ist das wichtigste. Wer gefüllte Rosensorten im Garten hat muss sie nicht herausreißen, sondern kann mit Wildrosen oder Heckenrosen für die Insekten ergänzen. Auf Salbei-Arten, Katzenminze und den Igelkopf (Echinaceae) fliegen die Bestäuber besonders gerne. Auch Thymian, Lavendel und Duftnesseln sind sensationelle Insektenpflanzen. Die Schmetterlingsvanille (Heliotropium arborescens) wurde zu Recht zur Beet- und Balkonpflanze des Jahres 2022 gewählt und lockt mit ihrem herrlichen Duft die Insekten scharenweise an. Als Herbstblüher sind die Bartblume und auch Efeu (in seiner Altersform) für die Bienen eine wichtige Nahrungsquelle. Als Blütengehölze eignen sich Felsenbirnen, Hartriegel-Arten, Schmetterlingsflieder und natürlich alle Obstbaum-Sorten. Der Kirschlorbeer hat für die Insekten nicht nur seine weißen Blüten, sondern auch Blattnektar im Angebot.
Unterschlupf
„Insektenhotels“ gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, beispielsweise ganz einfach hergestellt aus blechernen Kaffeedosen, gefüllt mit unterschiedlich dicken, hohlen Philadelphus (Gartenjasmin)-Stengeln oder Bambusstöcken. „Die dicksten heimischen Wildbienen sind Hummeln und die Blaue Holzbiene, die brauchen dann schon mal ein acht Millimeter großes Loch. Die kleinsten Wildbienen kommen dagegen mit zwei Millimeter Durchmesser beim Wohnen aus“, erklärt Kugel. Die Bohrungen, falls man sich für ein Wohnangebot aus Holz entscheidet, sollten mit der Holzfaser laufen und nicht dagegen, sonst werden die Löcher nicht angenommen, da sich die Bienen an den Spreißeln verletzen können. Insekten-Wohnungen hängt man an trockenen Orten mit großer Einflugschneise auf und richtet sie am besten Richtung Morgen- oder Abendsonne. Nach etwa zwei bis drei Monaten haben die Insekten den neuen Unterschlupf entdeckt und die ersten Löcher sind mit Lehm verschlossen. Nach 6-8 Monaten werden die dort herangewachsenen Bienen schlüpfen. Doch circa 50 Prozent der Wildbienen leben im Boden. Ein Erd- und Steinhaufen in einer Gartenecke mit Sand und altem Holz ist für sie ein idealer Lebensraum. Zudem empfiehlt Kugel, Gartenschuppen nicht hermetisch abzuriegeln und am Giebel ein paar Lücken zu lassen. „Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen und Schmetterlinge benötigen für das Überwintern genau solche Unterschlupfmöglichkeiten im Trockenen“, rät Kugel.
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