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Garten aktuell

Stauden und Gräser im Garten – Die richtige Verwendung und Pflege

Eppingen, 13.09.2022

Julia Hagemeister, Dipl. Ing. Gartenbau, von Biegert GmbH aus Leingarten, referierte am Treffpunkt Grün auf der Gartenschau Eppingen über die Möglichkeiten für Stauden und Gräser im Garten.

Als Stauden bezeichnet man mehrjährige, krautig Pflanzen, deren oberirdische Teile ganz oder teilweise absterben, nachdem sie in ihren unterirdischen Speicherorganen Nährstoffe und Wasserreserven eingelagert haben. Im Frühjahr treiben sie wieder neu aus.

Gräser gehören botanisch zu den Stauden, während manch vermeintliche Staude wie Lavendel, Rosmarin oder Bartblume zu den Halbsträuchern zählen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich heimische Heil- und Gewürzpflanzen beispielsweise in Klostergärten verwendet wurden. Erst danach wurden durch die Einführung von fremdländischen Arten und Züchtungsarbeit vermehrt Schmuckstauden verwendet. Dabei waren die Engländer Vorreiter.

In England herrschen für viele fremdländische Sorten vorteilhafte klimatische Verhältnisse, weshalb sich der englische Stil rein gestalterisch mit Augenmerk auf die Blüte entwickelte.

In Deutschland wurde die Staudennutzung vor allem durch den Gärtner Karl Foerster in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorangetrieben.

Ab den 1970er Jahren wurde die Verwendung nach Lebensbereichen und Geselligkeitsstufen erarbeitet und angewendet, die den Namen New German Style oder New Dutch Wave erhielt und inzwischen internationaler Standard ist.

Der Grundgedanke der Urheber Richard Hansen und Friedrich Stahl war dabei, pflegeleichte Pflanzungen zu entwerfen, in denen die Stauden länger leben und sich besser entwickeln, da sie sich an dem Standort wohl fühlen. Diese Pflanzengemeinschaften passen von Natur aus perfekt zusammen und harmonieren auch im Aussehen.

Die Lebensbereiche sind in Kategorien unterteilt, deren Abkürzungen in Katalogen und auf den Etiketten als Hinweis zur Verwendung der Stauden erscheinen:

Gehölz (G), Gehölzrand (GR), Freiflächen (Fr), Steinanlagen (St), Beet (B), Wasserrand (WR) und Wasser (W).

Diese werden mit Angaben zum Lichteinfall und Bodenbeschaffenheit kombiniert:

  • sonnig (so), absonnig (abs), Halbschatten (hs) und Schatten (sch)
  • trocken (1), frisch (2), feucht (3) und nass (4)

Gehölzflächen haben meist sehr humusreichen Boden, am Gehölzrand ist es je nach Himmelsrichtung absonnig und kühl oder sonnig und warm. Freiflächen können Steppen- oder Heidecharakter haben. Ersteres ist in der Regel ein trockener, kalkreicher Boden, während Heideflächen sandig, nährstoff- und kalkarme Böden haben. Beete sind nährstoffreich und beispielsweise für Prachtstauden geeignet. Steinanlagen können wie eine Felssteppe oder Kiesbeete mit durchlässigem Boden aussehen oder als Hangstütze oder Mauer Fugen oder Mauerkronen als Lebensraum bieten. Am Wasserrand unterscheidet man zwischen Sumpf- und Röhrichtzonen, im Wasser selbst zwischen Schwimmblattpflanzen und submerse Pflanzen.

In der Pflanzenauswahl für ein neues Beet im Hausgarten ist die erste Frage, wie pflegeintensiv die Pflanzung sein soll. Pflegeleicht wird es, wenn alle Stauden nach den Lebensbereichen so ausgewählt werden, dass sie optimal zum Standort passen, dann entwickeln sie sich ohne große Unterstützung. Zu beachten ist auch der Wasserbedarf, wenn es nicht zusammenpasst, trocknet entweder eine Staude aus oder die andere ertrinkt. Aus den bestehenden Möglichkeiten für den bestimmten Standort können im zweiten Zug die Blüte (Farbe und Blütezeit), das Blatt (Form, Struktur und Farbe) und der Entwicklungsverlauf in den wechselnden Jahreszeiten in Betracht gezogen werden.

Auf diese Weise ist ein schönes Beet mit einer Blütenabfolge von Mai bis September möglich, und wenn Zwiebeln eingesetzt werden, startet sie sogar noch früher. Wichtig ist es auch, bei der Anordnung im Beet auf unterschiedliche Wuchshöhen, Blattformen und -farben zu achten, um es spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Zu viele verschiedene Sorten sind dafür nicht notwendig, vor allem bei kleinen Beeten reichen schon 4-5 Kombinationen aus, die sich auch mal wiederholen dürfen.

Bei den Gräsern muss bedacht werden, dass manche Sorten sich stark aussäen durch die wärmeren Winter inzwischen auch solche, die es früher nicht getan haben. Sie sind aber hervorragend dafür geeignet, Struktur und Bewegung in die Beetgestaltung zu bringen. Die Auswahl ist in der Blattfarbe, Blüte, Wuchshöhe und Wuchsform sehr vielseitig, es ist für jeden Standort was dabei!

Vor dem Staudenkauf ist es oft nützlich, Staudensichtungen zu konsultieren um mehr über Gesundheit, Vitalität, Standfestigkeit, Blühfreude und Winterhärte der verschiedenen Sorten zu erfahren. Im Pflanzenhandel lohnt sich immer auch ein Blick in den Blumentopf – ein gut durchwurzelter Ballen ist ein Zeichen guter Qualität.

In der Pflege reicht für die meisten Stauden ein Rückschnitt im Frühjahr aus. Lässt man die oberirdisch abgestorbenen Teile im Winter stehen, bilden sie einen Schutz vor Nässe und Frostschäden. Es ist auch ökologischer als ein Herbstschnitt, da Insekten und Kleintiere dort Unterschlupf zum Überwintern finden. „In dieser Hinsicht ist je unaufgeräumter umso besser“, so Hagemeister. „Wenn aber Stauden nicht mehr standfest sind und zu sehr umknicken, können sie auch schon vorher abgeschnitten werden.“

Manche Stauden wie der Ziersalbei erhalten durch einen Rückschnitt direkt nach der ersten Blüte noch eine zweite Blütezeit und können so das Auge noch länger erfreuen.

Staudenpflanzungen sind immer dynamisch, im Laufe der Jahre verändern sie sich immer wieder. Manche Stauden werden 50 Jahre alt, während andere nach fünf Jahren ausgetauscht werden müssen. Manche waren für den Standort doch nicht gut geeignet und gehen ein, während sich andere fleißig aussäen und vermehren. So entwickelt sich der Garten immer weiter und es wird nie langweilig.

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